Die Geschichte der Jeans
Von der Arbeiterhose zum Modestandard
von Anna-Lena MeierDer Siegeszug der Jeans begann bereits im 19. Jahrhundert. Es gibt vermutlich kaum jemanden, der nicht mindestens eine Jeans-Hose in seinem Kleiderschrank hat. Das robuste und vielfältige Kleidungsstück begleitet die Modewelt seit ihrer Erfindung bereits über ein Jahrhundert lang. Die Jeans ist seit vielen Jahren ein Standardprodukt, das bei allen Altersklassen, ob Mann oder Frau, gleich beliebt ist. Viele mögen die unterschiedlichen Stile und modische Variationen, andere sind von der Haltbarkeit und dem bequemen Tragen überzeugt.
Jeans - und Bekleidungsmarkt
Der Bekleidungsmarkt wächst jedes Jahr um einige Prozentpunkte, vor allem Jeans-Importe nehmen in Europa jedes Jahr zu. Deutschland importierte 2013 114 Millionen Paar Jeans, in der gesamten Europäischen Union waren es 494 Millionen Stück. Der europäische Durchschnittspreis im Import liegt bei 7,48 Euro. Das hängt zum einen mit dem niedrigen Preis der Baumwolle zusammen und zum anderen mit den ausbeuterischen Produktionsbedingungen in den Anbau- und Exportländern wie Bangladesch, China oder Pakistan. (Quelle: Textilwirtschaft).
Ursprung der Jeans
Jacob Davis entwickelte in den 1870ern in den USA Designs, um Taschen und besonders belastete Bereiche von Hosen zu verstärken. Zusammen mit Levi Strauss patentieren beide das Verfahren für nietenverstärkte Hosen, die besonders reißfest waren und sich für Arbeiter in den Goldminen sehr gut eigneten. Die Levi's war geboren. Der Name Jeans ist abgeleitet von der italienischen Stadt Genua - französisch Gênes - aus der Baumwollhosen in die USA importiert wurden. Aus Nîmes in Frankreich stammte der besonders gewebte und mit Indigo blau gefärbte Baumwollstoff dafür, der den „blue Jeans“ ihr bis heute charakteristisches Aussehen gab. Aus dem Gewebe "Serge de Nîmes" wurde so "Denim". Die Jeans-Entwicklung brachte viele neue modische Zusätze wie Gürtelschlaufen, Gesäßtaschen oder Reißverschlüsse mit sich. Die bequemen und haltbaren Hosen aus Denim kleideten bald auch Cowboys, Eisenbahnarbeiter, Farmer und Holzfäller.
Passformen und Stile
Die Jeans ist heutzutage nicht nur eine einfache Hose. Sie gilt als Kultobjekt, Statussymbol und ist als modisches Element aus keinem Kleiderschrank wegzudenken. Die ersten Frauenhosen kamen in den 1930ern auf den amerikanischen Markt, wo sich die Jeans mittlerweile auch als Freizeithose für Männer etabliert hatte. Die erste Passform war ein sehr gerader Schnitt mit fünf Taschen, die bequem und gleichzeitig stabil sein sollte. Es gab noch keine Extras wie Schrittnieten, Knöpfe für Hosenträger oder Reißverschlüsse.
Bis in die 50er Jahre hinein, veränderten sich die Schnitte nicht, bevor die Modeindustrie erkannte, dass ein großer Markt für unterschiedliche Stile und Formen vorhanden war. Generell gibt es bei der Jeans drei Grundschnittformen:
Anhand dieser Größen entwickeln Modedesigner weitere Trends. Wer die genaue Größe für sich herausfinden möchte, muss auf die unterschiedlichen Angaben der Hersteller achten. Die Bundweite messen Männer waagerecht an der Taille und die Schrittlänge vom inneren Beinansatz bis zum Fußende. Die Form ist oft auf den Einnähern der Jeans angegeben und in speziellen Fällen sollten Käufer auf die Fußweite achten, damit die Hose nicht zu eng sitzt. Da die Jeans aus den USA stammt, sind viele Größen in Inch angegeben, was bei der Auswahl für die eigene Passform Schwierigkeiten bereiten kann. Auf Größentabellen lassen sich alle gängigen Größen und Körperformen finden und umrechnen. Im Laufe der Geschichte hat sich das Angebot der Formen, Farben und Größen deutlich verändert und ist vielseitiger geworden.
Shrink-to-fit
Die ersten Modelle der Freizeithosen liefen beim erstmaligen Waschen um ungefähr zehn Prozent ein. Das Prinzip „shrink-to-fit“, also „Schrumpfen um zu passen“, veranlasste viele Frauen und Männer dazu, sich voll bekleidet in die Badewanne zu legen, um die Hose so der eigenen Körperform genau anzupassen. Modisch galt eine enge Jeans auch als verwegen und modern, besonders als die Jeans ihren Eroberungszug in den 50er Jahren Europa vornahm. Die meisten Jeans, die es heutzutage auf dem Markt gibt, sind vorgewaschen und laufen nicht mehr ein. Doch einige Hersteller nutzen den Vintage-Effekt und bieten bewusst einlaufende Modelle an.
Bootcut
In den 50ern waren Unisex Formen am weitesten verbreitet. Die geraden Schnitte und die Bootcuts waren vor allem ab dem zweiten Weltkrieg gebräuchlich gewesen, um die Jeans über die Stiefel ziehen zu können. Das erklärt eine leichte Ausstellung an der Fußbreite der Hose.
Schlaghosen
Die ersten Schlaghosen der 1970er Jahre waren aus Jeans-Stoff hergestellt. Im Schnitt waren sie an Hüfte, den Oberschenkeln und den Knien sehr schmal und lagen eng an und erweiterten sich an den Knien bis zu den Füßen zu großen Trichtern. Besonders während der Zeit der Hippiebewegung waren die Bunde hoch auf der Taille angesetzt, um diese zu betonen.
Ursprünglich stammten die Schlaghosen aus der Handwerksbranche, um mit den ausgestellten Beinen die Füße vor Schmutz und Wasser zu schützen. Doch dadurch, dass Mode zu einem prägenden Lebensgefühl wurde, griffen Designer die unterschiedlichsten Vorlagen auf um den Lifestyle der Jugend damit einzufangen.
Heutzutage sind die meisten Schlaghosen auf Hüfte geschnitten und besitzen einen nicht zu großen Schlag.
Röhrenjeans und Slimmy Jeans
Während in der Arbeitswelt eine Jeans bequem sein und Bewegungsfreiheit ermöglichen sollte, konnte es für viele Männer und Frauen kaum enger gehen. Besonders Frauen erfreuten sich an den Hosen mit den engen Schnitten, die dicht an Ober- und Unterschenkel lagen und eine sehr schmale Fußbreite besaßen. Rockmusiker wie die Ramones oder andere Größen der Musikszene nahmen sich der Röhrenjeans an, um ihren Rebellenstatus zu betonen. Der enge Schnitt war in den ersten Hosen noch wenig vorteilhaft für die meisten Männer und Frauen. Erst in den letzten Jahren hat sich die Slimmy Jeans entwickelt, die Gesäß und Oberschenkeln mehr Freiraum lässt, so dass auch Personen mit Rundungen sich den modischen Trend aneignen können.
Nachhaltigkeit und Qualität
Besonders wichtig bei der Herstellung der Jeans ist ihre lange Haltbarkeit durch eine hochwertige Verarbeitung. Auch wenn heutzutage viele Stile wie das Verwaschen durch Steine oder das künstliche Zerfetzen und Zerreißen die Optik der Jeans veränderten, so bleibt gute Qualität ein Hauptmerkmal der Hose. Bei der Herstellung der Jeans durchlaufen die Hosen Scheuer- und Reißtests und müssen gut verarbeitete Nähte besitzen.
Durch die vielen unterschiedlichen Stile und Passformen kann heutzutage jeder seine Lieblingsjeans finden und bei guter Qualität lange tragen. Von einer Jeans, die gut sitzt und die keine Schadstoffe enthält, haben sowohl der Käufer, als auch die Umwelt etwas.