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Farben liegen im Auge des Betrachters

Unterschiedliche Menschen benennen die selbe Farbe nicht unbedingt einheitlich. Farben sind ein Zusammenspiel von Chemie und Physik. Aber sie werden wahrgenommen mit dem Auge, einem biologischen Organ. Stein mit EisenoxidDazu kommt das Gehirn, das die Farbmoleküle und die Elektrowellen übersetzt. Natürliche Farben sind meist Farbübergänge. Naturfarben sind wirkliche Mischfarben. Tatsächlich kann das menschliche Auge Tausende Farbtöne unterscheiden. Bereits in den Anfängen der Menschheit verwendeten unsere Urahnen Farben beziehungsweise Pigmente zur Höhlenmalerei. Es waren Erden, Ton oder gemahlene Steine. Diese Ocker-Farben gab es in gelben, roten und braunen Farbtönen.


Färberpflanzen

Färben von Seide in großen BottichenZum Färben von Garnen, Stoffen und Textilien aller Art waren Brühen und flüssige Sude praktischer. Pflanzen, die Menschen zum Färben entdeckten, tragen bis heute im Namen oft "Färber" und "tinctoria". Die Färberröte (1) war sicherlich eine der ersten zum Färben genutzen Pflanzen. Aus den Wurzeln wird Rot gewonnen. Der Färberwaid (2) erlaubt die Herstellung eines blauen Farbstoffes aus den Blättern, ganz ähnlich wie Indigo. Der Färber-Wau (3) die Herstellung von Gelbtönen aus den gelb blühenden Pflanzenteilen.


Rotblaue und Schwarze Früchte


Welche Farbe haben Brombeeren und Heidelbeeren?

Bei Früchten und Beeren geht Rot in Lila, Blau und Schwarz über. Tatsächlich bewirkt besonders viel Farbstoff (viele Farbpigmente), dass die Farbe dunkler erscheint. Bei Rot und Blau entsteht so annähernd Schwarz (siehe Bilder). Dunkelrote und Schwarze Früchte enthalten also besonders viel natürlichen Farbstoff. Solche Beeren, Fruchtschalen und Wurzeln wie Rote Bete färben auch Stoffe und Fasern.

Aber nun noch einmal zu Grün. Grüne Pflanzen enthalten grüne Farbstoffe. Diese Pigmente heißen Cholorophyll. Tief grüne Pflanzen wie Spinat oder Brokkoli haben besonders viel Chlorophyll. Sie sehen blaugrün aus, oder?

Unter den natürlichen Farbstoffen gibt es auch gelbe, pflanzliche Pigmente, wie in Sonnenblumenblüten, Mais, Karotten, Zitronen oder Kurkumawurzeln.



Farben sind ein Chemiekasten

Und was ist mit Rotkohl? Ein anderer Effekt der Pflanzenfarben wird beim Kochen sichtbar. Aus frischem Blaukraut wird durch Kochen und Zugabe von Essig plötzlich Rotkraut. Aus allen roten und blauen Pflanzen können alle hell bis dunkelroten und rosa bis lila Farben quasi eingestellt werden! Eine Hexenröhrling im AnschnittEs ist eine Frage der Zubereitung. Bei rot und blau ist es auch eine Frage des pH-Wertes.

Krasse Farbreaktionen kann man bei manchen Pilzen beobachten: Beim Anschnitt mit dem Messer färbt sich das gelbe Fleisch dieses Pilzes (eines Hexenröhrlings) tiefblau. Das ganze dauert nur Sekunden. Es ist eine Reaktion mit Sauerstoff, eine Oxidation.

 

Indigo-PflanzeDie universelle und bis heute wichtigste Pflanzenfarbe ist Indigo. Sie wird aus der tropischen Pfanzenart Indigofera tinctoria (Photo links) erzeugt. Der Farbstoff Indigo färbt Jeans blau. An der Pflanze ist zunächst aber nichts blau (und auch nicht am Färberwaid (2)). Lösen in Wasser, Fermentation und Oxidation machen aus einem farblosen Inhaltstoff verschiedener Pflanzenarten das tiefblaue Indigo.


Färben

Das Färben war und ist eine Kunst und eine Wissenschaft. Dunkle Farben sind schwieriger als helle, leuchtende schwieriger als blasse. Dauerhafte Faben, die viele Waschgänge überstehen, oder wie Teppiche Jahre und Jahrzehnte dem Licht ausgesetzt sind, brauchen spezielle Rezepte und Verarbeitungsschritte. In all dem steckt viel Wissen und viel Erfahrung seit Jahrhunderten.

 

Solange Kleidung auf traditionelle Art mit Pflanzen (übrigens auch mit Läusen (4), Schnecken, Flechten oder Pilzen) gefärbt wurde, war sie biologisch abbaubar und kein Umweltproblem.

 

Leider wird heutige Kleidung meist mit äußerst umweltschädlichen und nicht abbaubaren Farbstoffen bunt gefärbt. Die Liste der Farben und Farbstoffe ist lang, denn jede Faser braucht ihren eigenen Farbstoff.



Mit anderen Augen sehen

Gänzlich andere Augen als wir haben Insekten. Es ist bekannt, dass Bienen UV-Licht sehen. Sie sehen ein anderes Farbspektrum. Sie sehen ein Leuchten, das wir nicht sehen. Die Spielarten des Lebens und der Biologie. Wir sollten uns häufiger fragen, was Wildtiere sowie unsere Haus- und Nutztiere eigentlich sehen. Bestäubung Pflanzen, die bestäubt werden wollen, wissen es. Sie nutzen optische Effekte und lassen ihre Blüten in UV-Licht strahlen. Eigentlich reflektieren sie das UV-Licht und sehen für Bienenaugen spektakulär bunt aus. Reflektion von Licht ist eine sehr weit verbreitete Methode im Pflanzenreich um möglicht auffällig zu erscheinen. Es handelt sich hierbei also nicht um Farbstoffe beziehungsweise Pigmente sondern um Lichtbrechung.


Die Farbwunder der Natur

ChamäleonHast Du schon einmal darüber nachgedacht wie Chamäleons ihre Farbe wechseln? Auch Oktopusse können Farben, Muster und sogar die Oberfläche ihrer Haut verändern. Die hochintelligenten Kraken tun dies rasend schnell, während sie mit ihren acht Armen über den Meeresgrund gleiten. Wie die Chamäleons ändern sie ihre Farbe zur Tarnung und verschwimmen mit ihrer Umgebung. Bekannt ist aber auch, dass ihre Emotionen über ihre Haut sichtbar werden. Die Farbe des Oktopus und des Chamäleons ist also mehr eine Erscheinung. Sie wird gesteuert von Nerven und Gehirn und strengt das Tier an.



Farben in der Sprache

Auch wir drücken Gefühle und Handlungen mit Farben aus und benutzen Ausdrücke wie:

Grün vor Neid, Schwarz sehen, Rot sehen, Rosarote Brille aufhaben oder Blau machen.




Licht und Farbe zur Täuschung

Blauer PfauViele Tiere nutzen Farben für Drohgebärden, indem sie beispielsweise riesige Augen vorgaukeln. Ähnlich funktioniert Imponiergehabe. Der Pfau schlägt dann sein großes Rad mit schillernden und sehr großen, augenartigen Mustern.


Daneben gibt es viele Tierarten, deren FarbenMorpho-Falter je nach Lichteinfall unterschiedliche Farbtöne zeigen. Schmetterlinge, genauso wie manche Vögel und viele Fische sind dadurch sehr auffällig. Teilweise bewirkt ihr schillerndes Äusseres aber auch, dass sie schwer mit dem Auge zu fixieren sind. Auch diese Farben beruhen auf Lichtreflektion.



Leuchten in der Dunkelheit - Biolumineszenz

Biolumineszenz - Qualle, Glühwürmchen, PilzeDie dritte Möglichkeit Farben zu erzeugen ist die Biolumineszenz. Biolumineszenz ist ein von lebenden Organismen erzeugtes Leuchten oder Blitzen. Man sieht es meist nur in der Dunkelheit, wie bei Glühwürmchen (Foto rechts, oben) oder als Meeresleuchten. Dieses biochemische Licht erzeugen Algen und Bakterien, Quallen und Korallen sowie manche Käfer, Fische und Pilze! (Foto links). Das Lebewesen verbraucht für dieses Leuchten Energie.

Bei Tieren, Biolumineszenz bei Pilzendie eher die Lichtreflektion nutzen um Farbigkeit zu erzeugen, ist dies vergleichbar mit einer spiegelnden Oberfläche. Pflanzen nutzen meist durchgefärbte Farbpigmente, ähnlich wie ein Wasserfarben-Mahlkasten, doch ihre bunten Blüten brauchen zum Wachtum ebenfalls viel Energie.


Färben - Heute und in Zukunft