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Künstlich natürlich!

Fasern - Erfindung der Natur

Stoffe und Textilien bestehen aus Fasern. Alle Fasern, egal ob Naturfaser oder Kunstfaser, sind strukturell lange Ketten aus Molekülen. Die Natur hat die Vorbilder aller Fasern erfunden. Das Paradebeispiel ist Zellulose. Zellulose steckt in allen Pflanzen und gibt Ihnen Stabilität. Im Tierreich gibt es aber auch Fasern, wie Wolle und Haare oder Seide. Insekten und Gliedertiere haben in ihren Panzern noch einen Faserstoff, das Chitin. Auch Pilze erzeugen diese universell einsetzbare Substanz Chitin.

Chemisch gesehen besteht die Pflanzenfaser Zellulose aus vielen aneinandergereihten Zuckermolekülen. Zellulose ist ein Polysaccharid.


Cellulose - Struktur und  Formel


Tierfasern hingegen bestehen aus Amiden. Als lange Kette heißen sie Polyamide. Polyamide sind eiweißartige Substanzen. Die stabilste aller Fasern, die natürliche Spinnenseide, besteht fast vollständig aus Eiweiß. Das von Pilzen und von Insekten genutzte Chitin ist ebenfalls ein Polysaccharid, aber eines, das auch Amide enthält. Chitin ist ein Stoff der Zukunft. Die Gemeinsamkeit der pflanzlichen, tierischen und pilzlichen Fasern sind ihre organische beziehungsweise biologische Grundsubstanzen.

Moderne Fasern - natürlich künstlich

Aus diesen natürlichen Substanzen kann man aber auch synthetisch naturähnliche Fasern herstellen! Man setzt die kleinsten Teilchen - die Monomeren - zusammen zu langen Polymeren (siehe Bild oben). Der große Vorteil der naturähnlichen Fasern ist die Möglichkeit sie vollständig zu recyclen. Sie verursachen keinen Restmüll und kein Mikroplastik. Wenn sie nicht wiederverwendet werden, können sie restlos kompostiert werden.

 

Zellulose-Polymere

Viskose, die früher auch als Kunstseide oder Rayon bekannt war, wird aus Holz, Pflanzenfasern oder pflanzlichem Recycling-Material hergestellt. Die guten Fasereigenschaften haben aber einen Nachteil: Die zur Herstellung notwendigen Chemikalien belasten die Umwelt und können nicht vollständig wiederverwendet werden.

Modal ist die modernere Weiterentwicklung von Viscose. Modal hat noch besseren Trage-Eigenschaften und eine weit besserer Haltbarkeit sowie Natürlichkeit. Auch die Umweltbilanz der Herstellung ist stark verbessert.

Lyocell - auch als Tencel oder Tree vermarktet - ist die modernste Entwicklung der Zellulose-Fasern. Lyocell hat beste Eigenschaften. Es fühlt sich natürlich an. Auch das Herstellungsverfahren kann sehr ökologisch erfolgen. Statt umweltbelastender Abwässer wird es in einem vollständig geschlossenen Prozess erzeugt: Ohne Umweltbelastung und vergleichsweise nachhaltig mit Wiederverwendung der chemischen Lösungsmittel.

Lyocell aus Eukalyptus-Bäumen wird mehr und mehr in Kleidungsstücken eingesetzt. Kritisch kann aber der Anbau und die Herkunft der Bäume sein.

 

Inzwischen gibt es sehr hochwertige Textilfasern aus landwirtschaftlichen Abfällen wie Zuckerrohr, Sojastroh, Zitrusschalen oder angeschwemmtem Seegras. Diese modernsten Zellulose-Polymere tragen unterschiedliche Markennamen. Diese "menschengemachten Naturfasern" vereinen Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit, Ressourcenschutz, Tragekomfort und Qualität.

 

Polyamide

Das bekannteste synthetisch hergestellte Polyamid ist Nylon. Es hat die hervorragenden Eigenschaften von Wolle, ist dünn und elastisch sowie formstabil. Wenn du vegane Kleidung suchst, könntest Du also Nylon der Wolle oder Seide vorziehen. Allerdings werden Polyamide wie Nylon und Perlon aus Erdöl hergestellt. Genauso wie Acryl, Polyester und Elastan können diese Kunstfasern nicht biologisch abgebaut werden. Sie belasten Mülldeponien und Grundwasser und gelangen als Mikroplastik überall hin.


Inzwischen wird die Produktion solcher elastischer Polyamide aus natürlichen pflanzliche Rohstoffen erforscht. Die Vorteile sind ein viel kleinerer CO2 Fußabdruck und biologisches Recycling. Gewollt ist auch die vegane Herkunft.